Von der politischen Utopie zum gesellschaftlichen Albtraum

Innenleben, Transformation und Aufarbeitung des Kommunismus in Deutschland und Polen

 

Das Jahrhundertjubiläum der Oktoberrevolution lenkt die Aufmerksamkeit der historischen Forschung und der deutschen Öffentlichkeit nicht nur auf die geschichtliche Aufarbeitung des Kommunismus in der Sowjetunion. Auch die Geschichte der unterschiedlichen Prägungen des Kommunismus, der kommunistischen Parteien und der von ihnen bestimmten Politik in den Staaten und Gesellschaften Ost- und Ostmitteleuropas ist eng mit diesem Jubiläum verbunden.

Das Deutsche Polen-Institut (DPI) möchte mit diesem Projekt einen Beitrag dazu leisten, die Zeit des Kommunismus und insbesondere die gesellschaftlichen Transformationsprozesse seit den 1980er Jahren in Deutschland und in Polen zu beobachten und zu analysieren. Eingebettet in diesen politischen und gesellschaftlichen Kontext sollen insbesondere die beiden staatssozialistischen Parteien, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) sowie die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PVAP), diskutiert werden.

Die öffentlichen Debatten über die kommunistische Vergangenheit in Deutschland und Polen werden häufig, in jeweils unterschiedlichen Ausprägungen in den beiden Nachbarstaaten, mit Bezügen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft. Dies betrifft u.a. die Dynamik innergesellschaftlicher sozialer Konfliktlinien und kultureller Differenzen, öffentliche Debattenkulturen, die Rolle der Medien, das Verhältnis zum europäischen Einigungsprozess, wirtschaftlich-ethische Leitlinien und Globalisierung sowie, nicht zuletzt, die Gestaltung der aktuellen Parteienlandschaften sowie den Umgang mit politischer Macht, Opposition und populistischen Bewegungen.

Ziele des Projekts sind die Vermittlung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse aus neuesten interdisziplinären Forschungen zu staatssozialistischen Parteien im Europa des 20. Jahrhunderts –  insbesondere in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Volksrepublik Polen – an eine interessierte Öffentlichkeit, die Anregung weiterer Forschungen des wissenschaftlichen Nachwuchses zu diesen Themen und die Verschränkung dieser beiden Tätigkeitsfelder historischer Aufarbeitung.

Die Partei hat immer recht!

Anspruch, Wirklichkeit und Aufarbeitung der kommunistischen Parteien in der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik Polen

Vom 8. bis zum 9. Dezember 2017 veranstaltet das Deutsche Polen-Institut in Darmstadt einen wissenschaftlichen Workshop, der sich den Erfahrungen in den letzten zwei Dekaden der kommunistischen Herrschaft in Deutschland und Polen widmet und die kommunistischen Parteien in den Mittelpunkt stellt: die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) und die Polnische Vereinigte Arbeiterpartei (PVAP). Galten die frühen 1970er Jahre in der DDR und in Polen als Zeit von Stabilität, so waren die 1980er Jahre eine Dekade des  politischen und wirtschaftlichen Niedergangs. Doch was bedeuteten diese Zuschreibungen konkret aus einer Innensicht der kommunistischen Parteien sowie in ihrem gesellschaftlichen Kontext?

Ziel dieses Workshops ist es, einen Dialog zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem dynamischen und interdisziplinär aufgestellten Feld der Parteienforschung zu befördern, um die Funktionen der kommunistischen Parteien im Machtgefüge der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik Polen zu diskutieren. Es soll ein differenziertes Bild vom Innenleben der Parteien, von den Beziehungen zwischen Partei, Staat und Gesellschaft und schließlich vom Niedergang der staatssozialistischen Parteien entworfen werden. Dabei sollen nicht nur politik-, sondern auch sozial- und kulturgeschichtliche Dimensionen berücksichtigt werden. So kann der postulierte Anspruch der Parteien auf Allmacht und innere Einheit in ein aufschlussreiches Spannungsverhältnis zu den Ausprägungen historischer Wirklichkeiten gesetzt werden.

Weitere Informationen

Sie können sich noch bis zum 7. August 2017 für den Workshop bewerben! Call for papers

Ausstellung „Der Kommunismus in seinem Zeitalter“

 

Die Ausstellung „Der Kommunismus in seinem Zeitalter“ wird im Deutschen Polen-Institut in zentraler Stadtlage im Darmstädter Residenzschloss vom 25. Oktober bis zum 20. Dezember 2017 gezeigt. Wir laden Sie herzlich ein, die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Instituts, montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr sowie freitags von 9 bis 13 Uhr, zu besuchen.

Vernissage der Ausstellung „Der Kommunismus in seinem Zeitalter“

Am 25. Oktober 2017 wird die Ausstellung „Der Kommunismus in seinem Zeitalter“ im Deutschen Polen-Institut eröffnet. Der Abend bietet eine Filmcollage und Gespräch zum Thema „100 Jahre kommunistische Revolution in Europa. Eine kritische Zeitreise“

Weitere Informationen

Öffentliches Zeitzeugengespräch

"2017! Ein Jahrhundert kommunistische Revolution in Europa.
Von Auflösung und Nachleben des Staatssozialismus in Deutschland und Polen“

 Das moderierte Gespräch mit Diskussion stellt die Erfahrungen von Akteuren in Deutschland und Polen, die eine Innensicht auf die Transformationszeit vor und nach der Wende ermöglichen, in den Mittelpunkt. Es soll darüber diskutiert werden, mit welchen Mitteln die kommunistischen Partei Macht auf die Bürgerinnen und Bürger ausübten, wie sie ihren allumfassenden Anspruch auf die Gestaltung aller Lebensbereiche formulierten und durchsetzten, welche sozialen und kulturellen Möglichkeiten dem entgegenstanden, welche Folgen dies letztlich für die Entwicklung nach 1989/1990 hatte, welche Kontinuitäten und Brüche es zu konstatieren oder hinterfragen gilt.

 Nähere Informationen werden Ende Juli 2017 veröffentlicht.

 Ort: TU Darmstadt, Wilhelm-Köhler-Saal

 Zeit: Freitag, 8.12.2017, 19.00 Uhr

 

 

Kinoreihe (Alb)Traum Kommunismus
100 Jahre Revolution im Film

Oktober. Zehn Tage, die die Welt erschütterten

(Sergej M. Eisenstein, 1928), 102 Minuten

Kooperationspartner: studentischer Filmkreis der TU Darmstadt

Gespräch/Kommentar: Prof. Dr. Jan Kusber (Universität Mainz), Dr. Andrzej Kaluza (DPI)

 

Lech Wałęsa – Der Mann aus Hoffnung

(Andrzej Wajda,  2013, 119 Min.)

Gespräch/Kommentar: Dr. Andrzej Kaluza, Julia Röttjer M.A. (DPI)

 

Weitere Filmvorführungen und nähere Informationen werden Ende Juli 2017 veröffentlicht.