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CZESŁAW MIŁOSZ Gedichte

Inhalt

In der Übertragung von Karl Dedecius und Jeannine Łuczak-Wild.
Mit einem Nachwort von Aleksander Fiut.
1982. 228 S. Ln. EUR 17,80 (3-518-03648-3).


Menschlichkeit, Empfindsamkeit und Schönheit kennzeichnen seine Gedichte: Miłosz ist ein Wahrheitssucher in den Naturwissenschaften, der Geschichte und der Theologie; ein "Sprachmeister zwischen Apokalypse und Arkadien, der Impulse der altpolnischen Poesie einerseits und der modernen französischen und angelsächsischen Lyrik andererseits aufnimmt, um mit klaren Sätzen seine dunkle Poesie" zu betreiben. Seine Sprache steht für die Verwandlung der Traditionen und für das intellektuelle Experiment ein, für eine (vor allem moralische) Avantgarde. Der Band enthält
eine Auswahl seiner Dichtungen aus den Jahren 1933 bis 1981.

Czesław Miłosz (geb. 1911) ist der dritte Pole und unter diesen der erste Lyriker, der nach den Romanciers Sienkiewicz und Reymont 1980 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Ich bin ein Teil der polnischen Literatur, sagte Miłosz in Stockholm und er bleibt ihr Repräsentant selbst nach langjährigem Exil, als amerikanischer Staatsbürger und Professor in Berkeley. Seit 1989 lebt Miłosz abwechselnd in Krakau und Berkeley.

Inhaltsverzeichnis

Gabe

Der Tag war so glücklich.
Der Nebel fiel früh herab, ich hatte im Garten zu schaffen
Die Kolibris rasteten an der Blüte des Kaprifoliums.
Es gab in der Welt kein Ding, das ich hätte haben wollen.
Ich kannte niemanden, den ich beneiden müßte.
Was Böses geschehen war, hab ich vergessen.
Ich schämte mich nicht zu denken, ich sei, wer ich bin.
Ich spürte keinerlei Schmerz im Leibe.
Aufgerichtet sah ich das blaue Meer und die Segel.

Berkeley, 1971

Rezensionen

"Es ist eine eigentümliche Spannung, die in diesen Versen stets spürbar wird und sie rührt vor allem aus dem Gegensatz von Reflexion und Emotion, von schwermütiger Nachdenklichkeit und leidenschaftlichem Engagement."
Marcel Reich-Ranicki, Frankfurter Allgemeine Zeitung