mariaossowska

Band Nr. 9

Maria Ossowska: Das ritterliche Ethos und seine Spielarten

Inhalt

Maria Ossowska, Grande Dame der polnischen Geisteswissenschaften, analysiert in ihrem Essay das Konzept des ritterlichen Ethos in seinen historischen Spielarten und zieht darin die Simme ihres wissenschaftlichen Lebens. In einem gewaltigen Bogen, der sich vom antiken Griechenland über die Germanen und das europäische Mittelalter bis hin zum britischen Gentleman und zu ritterlichen Verhaltensweisen in der Neuen Welt spannt, behandelt sie Lebensstile, kulturelle Orientierungen und Wertvorstellungen.
Ossowskas Ausführungen zur Kultursoziologie und Moral der Ritterlichkeit, die einen besonderen Reiz durch die Berücksichtigung der ostmitteleuropäischen Literatur gewinnen, sind alles andere als trockene Soziologenkost: Indem sie den homerischen Helden, den spartanischen Krieger, den "hochgesinnten" Germanen, den mittelalterlichen Ritter, den neuzeitlichen Höfling sowie den modernen Gentleman oder Kavalier in ihre jeweiligen historischen Kontexte stellt, entstehen abwechslungsreiche Panoramen der verschiedenen moralischen Lebenswelten.

Maria Ossowska (1898-1974) wurde mit ihren Arbeiten zur Soziologie und Psychologie der Moral bekannt. Sie zählt zu den unbestrittenen intellektuellen Autoritäten Polens. Auf deutsch erschienen ist: Gesellschaft und Moral. Die historische und soziale Bedingtkeit sittlicher Grundhaltungen (1972).

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Der Begriff des Vorbilds und der Begriff der Nachahmung

2. Das ritterliche Ethos im antiken Griechenland

3. Der spartanische Krieger

4. Die Germanen

5. Der Ritter im Mittelalter

6. Der Ritter in der Rolle des Höflings

7. Der Gentleman

8. Das ritterliche Ethos in der Neuen Welt

Abschließende Bemerkungen


Zur Autorin und ihrem Werk

Personenverzeichnis

Rezensionen

Bei der großen polnischen Soziologin Maria Ossowska, einer wahrhaft unanhängigen Denkerin, kann man höchst vergnüglich nachlesen, wo da Ritter-Ideal herkommt - und wie bescheuert es eigentlich ist.
Hannes Stein, in: Die Welt, 28. April 2007

Ossowskas Parforceritt durch die Ethos-Geschichte des Rittertums zeigt eindrucksvoll, dass mit Fairness und Milde gepaarte Höflichkeit, die wohl wichtigste höfische Tugend, gerade in agonal strukturierten Gesellschaften besonders gut gedeihen konnte. Sie macht dabei keinen Unterschied, ob die kriegerische Gewaltförmigkeit politisch oder ökonomisch motiviert ist, ob sie sich als außenpolitische Aggression oder als Heuschrecken-Hunger artikuliert.
Diese Offenheit macht ihre Analyse, deren Nutzwert sich mit dem von Johan Huizingas kulturhistorischem Moralphilosophie-Traktat "Homo ludens" (1938) messen kann, für die Gegenwart so fruchtbar. Unter der Hand liefert die Soziologin einen idealtypischen Verhaltenskodex, der sich freilich unter Globalisierungsbedingungen noch bewähren muss: ein altruistisches Ehrverständnis, das sich mit triumphalen Victory-Gesten zurückhält und stattdessen etwas Demut erkennen lässt.
Hendrik Werne: Echte Ritter treten niemals nach, in: Die Welt, 22.6.2007

Dem ritterlichen Ethos von der Antike bis in die Gegenwart spürt die polnische Soziologin Maria Ossowska in ihren Essays nach. An Hand von Homers Epen, der höfischen Dichtung des Mittelalters und der englischen Gesellschaftsromane des 18. Jahrhunderts beschreibt sie, wie sich die kulturellen Werte, Lebensstile und Distinktionen vom griechischen Adeligen, über die mittelalterlichen Ritter bis zum modernen Gentleman wandelten. Im Zentrum steht dabei das von Mut, Fürsorglichkeit und Härte geprägte ritterliche Ehrverständnis. Der polnische General und Diplomat Boleslaw Wieniawa-Dlugoszowski fasste es Anfang des 20. Jahrhunderts selbstironisch in einer Gedichtzeile zusammen: "Krieg führen, Frauen lieben und trinken."
Andreas Mix in: Berliner Zeitung, 29.05.2007

Die bekannte polnische Soziologin Maria Ossowska (1898-1974), die sich mit ihren Untersuchungen zur Soziologie und Psychologie der Moral einen Namen machte, veröffentlichte ihre Studie zum ritterlichen Ethos bereits 1973. (...) Das Buch gliedert sich in acht kompakte, gut lesbare Kapitel. (...) Die Spielarten des ritterlichen Ethos sind in diesem Buch in Form einer gelehrigen Abhandlung essayistischen Zuschnitts in beeindruckender Weise nachvollzogen worden.
Zbigniew Wilkiewicz in: Zbliżenia Interkulturowe 4/2008, S. 194-197, in: Osteuropa 2009, H. 4, S. 177-179 sowie in Aktuelle Ostinformationen 41 (2009), H. 1/2, S. 92-94