9 Weinberg Cover

Band Nr. 9

Danuta Gwizdalanka: Der Passagier

Der Komponist Mieczysław Weinberg im Mahlstrom des zwanzigsten Jahrhunderts

Inhalt

Zu seinem 100. Geburtstag ist die Rezeption der musikalischen Werke des polnisch-jüdischen Komponisten Mieczysław Weinberg, der in der Sowjetunion den Holocaust überlebte, noch in vollem Gange. Seine Oper "Die Passagierin" hatte ihm nach langer Zeit endlich zum Durchbruch verholfen. Weinbergs Werke werden inzwischen von hervorragenden Interpreten gespielt und begeistern das Publikum. Doch wie sind Leben und Werk verwoben?

Weinberg verknüpft in seinen Werken polnische, jüdische und auch sowjetische Einflüsse, geht aber über diese folkloristischen Anklänge hinaus und lässt sie zu komplexen und tiefgründigen Kompositionen verschmelzen. Sein dramatisches Leben als Opfer des Nationalsozialismus ebenso wie der sowjetischen kommunistischen Repressionen wirft ein Schlaglicht auf das zwanzigste Jahrhundert. Er wurde 1919 im unabhängigen, polnischen Warschau in eine jüdische Familie geboren und in Warschau verbrachte er seine Jugend im jüdischen Viertel ebenso wie am Konservatorium. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste er vor den Deutschen fliehen und kam zunächst ins weißrussische Minsk, wo er seine Musikstudien fortsetzte. Doch als NS-Deutschland die Sowjetunion überfiel, musste er erneut fliehen und gelangte nach Taschkent. Nach dem Krieg lebte der Komponist in Moskau, bis zu Stalins Tod in ständiger Angst vor neuer Verfolgung. Erst danach konnte Weinberg in relativer Sicherheit arbeiten, auch wenn ihn die Traumata zweier totalitärer Systeme sein Leben lang verfolgten. Eine wichtige Stütze war ihm die Freundschaft und enge künstlerische Zusammenarbeit mit Dimitri Schostakowitsch.

Die Musikwissenschaftlerin Danuta Gwizdalanka beschreibt kenntnisreich Weinberg und die drei Welten, die ihn geprägt haben. Dabei greift die Autorin auf umfangreiches und neues Quellenmaterial zurück.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel I              

Warschau Nord: Die erste Welt
Warschau Innenstadt: Die zweite Welt
Der Kriegsausbruch

 Kapitel II

Am Minsker Konservatorium
In Taschkent
Konfrontation mit dem sozialistischen Realismus
Konfrontation mit dem Stalinismus
In der Todeszelle

 Kapitel III

Rückkehr zur Normalität
Die »goldenen« Sechziger
Die Opern
Die Zeit des Vergehens
Das letzte Jahrzehnt

 Kapitel IV

Der Komponist und seine Musik
Erinnerungen aus Warschau
In Kreise Schostakowitschs
»Krieg – kein Wort ist grausamer«
Weinbergs Musik nach seinem Tod

 Katalog der wichtigsten Werke

 Personenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Rezensionen

"Kurz, aber stets informativ schildert Gwizdalanka die Stationen seiner Flucht, die Weinberg zum Passagier machten: die Flucht vor dem deutschen Faschismus in die Sowjetunion und die dortigen erschütternden Widrigkeiten, denen der Komponist als polnischer Jude lange ausgesetzt war – bis nach Stalins Tod das sogenannte Tauwetter in den 1960er Jahren für eine breitere Anerkennung des Komponisten sorgte, die aufgrund von ästhetischen Verdikten und Verdächtigungen bis dahin ausgeblieben war."

Steffen A. Schmidt in: Das Orchester