Garlicki U 1

Band Nr. 13

Von der Wahrscheinlichkeit zu überleben

Aus dem Warschauer Aufstand ins KZ-Außenlager bei den Frankfurter Adlerwerken

Rezensionen

"Garlicki, dessen Schilderung man den gelernten Journalisten anmerkt, nimmt mit einer haarfein austarierten Mischung aus persönlicher Perspektive und dokumentarischer Distanz seine Leser in sein Schicksal hinein, aus dem es bis zur letzten Seite kein Entkommen gibt."

frankfurt.de, 2022

"Dem Rezensenten bleibt nach der Lektüre nicht viel mehr übrig, als den Unstand zu begrüßen, dass der vorliegende Band nun auch für ein deutschsprachiges Publikum greifbar ist. Dieser Mehrwert liegt (...) an dem enormen Quellenwert des Buches für die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen geschichtswissenschaftlichen Fragestellungen zur Geschichte der letzten zwei Jahre des Zweiten Weltkriegs".

Jonathan Voges, in: Nordost-Archiv 32 (2023), S. 128-1309

Pressemitteilungen

Pressemitteilung                   

8. September 2021

 

Janusz Garlicki:
Von der Wahrscheinlichkeit zu überleben.
Aus dem Warschauer Aufstand ins KZ-Außenlager
bei den Frankfurter Adlerwerken

 

Völlig auf sich allein gestellt erlebt der 21-jährige Janusz Garlicki (1923–2015) im Sommer 1944 den Beginn des Warschauer Aufstands gegen die deutschen Besatzer. Er wird festgenommen und schließlich nach Frankfurt am Main verschleppt. Die Adlerwerke hatten dort kurz zuvor das Außenlager Katzbach errichtet, um KZ-Häftlinge in der Rüstungsproduktion einzusetzen.

 

Mit viel Glück und aufgrund seiner Stellung als Funktionshäftling in der Küche gelingt Janusz Garlicki das Überleben. Genau beobachtet er die Auswirkungen von Gefangenschaft, Erniedrigung und Mangelversorgung auf die Häftlinge, gibt Einblicke in ihre Verzweiflung, ihre Sehnsucht nach der Freiheit, der Heimat und der Familie. Er schildert die wenigen Momente der Gemeinschaft und Ermutigung, etwa beim Singen polnischer Weihnachtslieder an Heiligabend 1944. Anders als Hunderte seiner Mithäftlinge überlebt Janusz Garlicki die extrem grausamen Bedingungen in diesem Lager und den Todesmarsch, bis er auf dem dritten Wegabschnitt in Richtung Dachau bereit ist, die Flucht zu wagen …

 

Zunächst unscheinbar wirkende Situationen, zufällige Konstellationen und kleine Entscheidungen, so reflektiert Janusz Garlicki im Nachhinein, haben seinen Weg, sein Leid und letztlich sein Überleben bestimmt. Nach der Rückkehr nach Polen 1947 versuchte Janusz Garlicki, möglichst nicht mehr an die Vergangenheit zu denken, veröffentlichte erste Gedichte und wurde Journalist, von 1963 bis 1980 war er Chefredakteur der „Gazeta Pomorska“. Jahrzehnte nach Kriegsende schrieb er schließlich doch seine Erinnerungen auf, offen und unmittelbar, mit subtiler Beobachtungsgabe. Sein Buch, das in der deutschen Ausgabe mit einer historischen Einordnung von Andrea Rudorff eingeführt wird, ist ein wichtiges Zeugnis für die Zeit des Nationalsozialismus in der Region Frankfurt am Main und darüber hinaus, für das System Zwangsarbeit und für das Schicksal der Menschen aus den von Deutschland besetzten Ländern.

 

Janusz Garlicki: Von der Wahrscheinlichkeit zu überleben. Aus dem Warschauer Aufstand ins KZ-Außenlager bei den Frankfurter Adlerwerken
Aus dem Polnischen von Andrea Rudorff, Harrassowitz: Wiesbaden 2021, 294 S., 22,90 Euro, ISBN 978-3-447-11705-0