VDPI38 U klein Titelblatt aku

Band Nr. 38

Kulturtransfer und auswärtige Kulturpolitik

Akteure und Faktoren polnisch-deutscher Beziehungen 1949–1990
Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts, Bd. 38

Inhalt

Das Thema der auswärtigen Kulturpolitik führt innerhalb der historischen Forschung ein Nischendasein. Zugespitzt formuliert interessiert sich die Politikgeschichte zu wenig für Kultur, die Kunst- und Kulturgeschichte zu wenig für Politik. Das gilt auch für die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte nach 1945. Dadurch entsteht eine eklatante Forschungslücke, denn über deutsch-polnische Kulturbeziehungen im 20. Jahrhundert lässt sich kaum sprechen, ohne auch die auswärtige Kulturpolitik auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs in den Blick zu nehmen.

Die Beiträgerinnen und Beiträger zu diesem interdisziplinären Band fragen daher gezielt nach dem Verhältnis von Kultur und Politik. Wie instrumentalisiert die Politik die Kultur, wie macht sich die Kultur die Politik zunutze? Welche Diskrepanzen zwischen politischen Steuerungsversuchen einerseits und Eigendynamik kultureller Kontakte andererseits gibt es, und wie lässt sich dieses dialektische Verhältnis konzeptuell fassen? Gerade die politisch-moralisch so komplizierte und kulturell so fruchtbare deutsch-polnische Beziehungsgeschichte nach 1945 bietet für solche Fragen ein besonders ergiebiges Feld. Die Beiträge u. a. aus Literatur-, Kunst-, Musik- und Filmgeschichte beleuchten die vielfältigen Verflechtungen zwischen kultureller und politischer Sphäre, offizieller und inoffizieller Ebene, privatem und öffentlichem Engagement. Dabei zeigt sich, dass die häufig gezogene strikte Trennung zwischen einem bürgerschaftlichen Engagement »von unten« und einer Kulturpolitik »von oben« in vielen Fällen nicht haltbar ist und das spannungsreiche Verhältnis von Kultur und Politik zu immer wieder neuen und differenzierten Analysen herausfordert.

Julia Röttjer, Historikerin, Politikwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt.

Regina Wenninger, Philosophin und Kunsthistorikerin, war bis 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München und arbeitet heute als freie Lektorin und Wissenschaftlerin.

Paweł Zajas ist Literaturwissenschaftler an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań und research fellow an der University of Pretoria.

Inhaltsverzeichnis

Regina Wenninger, Paweł Zajas
Einführung.

Kurt-Jürgen Maass
Trennung, Traumata, Tabus. Die schwierige Rolle der Bonner
Außenkulturpolitik gegenüber Polen nach dem Zweiten Weltkrieg .

Gabriela Świtek
Die Grenzen des Tauwetters. Grafik aus der Bundesrepublik in der
Warschauer »Ausstellungsfabrik« (1956–1957).

Margarete Wach
Festivals, Kommunalkinos, Filmklubs. Polnisch-westdeutscher Filmtransfer
im Windschatten von Tauwetter und Ostpolitik.

Andreas Lawaty
Politik des Apolitischen. Die Anfänge des Deutschen Polen-Instituts
um 1980.

Rüdiger Ritter
Polski Jazz. Vom Hassobjekt des polnischen Stalinismus zur international
erfolgreichen Marke staatssozialistischer Kulturpolitik.

Sebastian Borchers
Handlungsspielräume im kulturpolitischen Kontext. Die »polnische
Komponistenschule« in den 1960er Jahren und ihre Verbindungen zum
westdeutschen Musikleben.

Marianne Nowak
Von Warschau nach Darmstadt und zurück. Musikalischer Austausch auf
Festivals um 1960.

Anna G. Piotrowska
Musik zum Genießen, Musik zum Exportieren. Über verschiedene
Funktionen der Musik in den Beziehungen zwischen Polen und der
Bundesrepublik Deutschland am Beispiel von Popmusik und Folklore.

Nawojka Cieślińska-Lobkowicz
Über nationale und politische Grenzen hinweg?
Eine Erinnerung an den Kunsthistoriker Jan Białostocki (1921–1988).


Autor:innen und Herausgeber:innen .