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Band Nr. 33

Steffen Huber: Einführung in die Geschichte der polnischen Sozialphilosophie

Ausgewählte Probleme aus sechs Jahrhunderten

Inhalt

Die Sozialphilosophie ist in Polen traditionell ein besonders wichtiger Teil der Philosophie. Steffen Huber erläutert sie in ausgewählten Ansätzen aus sechs Jahrhunderten, stets im Zusammenhang mit der sozialen Praxis und ihren teils dramatischen Brüchen. Beginnend mit den ersten akademischen Philosophen um 1400, die auch Diplomaten und Politiker der frühen Jagiellonen-Dynastie waren, führt die Darstellung über die Humanisten der Renaissance, die Protagonisten der frühneuzeitlichen Adelskultur, die Aufklärer und Romantiker bis zu zwei Denkern des 20. Jahrhunderts: Tadeusz Kotarbiński befasste sich innerhalb der analytischen Schule auf originelle Weise mit Ethik und Henryk Elzenberg konnte aufgrund seiner westeuropäischen und globalen Prägung polnisches Denken gut über die Kulturgrenzen vermitteln. Die Konzepte der polnischen Philosophen werden untereinander und in den europäischen Diskursen vernetzt. Kommentierte Bibliographien zu jedem Abschnitt erleichtern den Einstieg in die akademische Auseinandersetzung.

Dr. Steffen Huber ist Philosophiehistoriker an der Jagiellonen-Universität Krakau. Sein Interesse gilt der polnischen Philosophie der Frühen Neuzeit in kulturgeschichtlicher Hinsicht. Autor deutsch- und polnischsprachiger Buchpublikationen und Artikel, zahlreiche Übersetzungen. Demnächst erscheint eine Monographie über den Renaissancephilosophen Andrzej Frycz Modrzewski.

Inhaltsverzeichnis

Einführung

1. Matthäus von Krakau: Verantwortliche Freiheit von Wissenschaft und Wirtschaft
Krakau, Prag und Heidelberg 
Via moderna
Das Ermessen und die Unermesslichkeit    
        

2. Paweł Włodkowic: Jagiellonischer Universalismus
Polen-Litauen
Von Grunwald nach Konstanz
Partner und Autoritäten 
Włodkowics Argumente
Langzeitwirkung             

3. Andrzej Frycz Modrzewski versus Stanisław Orzechowski: Wegscheiden des polnischen Humanismus 
Der Aufstieg des Adels
»Korrektur« oder »Exekution«?
Andrzej Frycz Modrzewski
Stanisław Orzechowski
Das Ende einer Freundschaft
Frycz: Prinzipien politischer Reformen
Orzechowski: Populärmetaphysik des Politischen

4. Fausto Sozzini und die Polnischen Brüder 
Vor Fausto Sozzini
Fausto Sozzini
Nach Fausto Sozzini

5. Andrzej Maksymilian Fredro und Szymon Starowolski: Alternative Weisheitsformen fordern die Philosophie heraus 
Andrzej Maksymilian Fredro
Szymon Starowolski

6. Aufgeklärte Reformen am Abgrund: Konarski, Rousseau, Kołłątaj, Staszic, Rzewuski und Czartoryski 
Die Krise des Staats
Aufgeklärte Reformen
Stanisław Konarski: Rechtsgeschichte und Kampf gegen das liberum veto
Jean-Jacques Rousseau: Wie rettet man eine bedrohte Republik?
Hugo Kołłątaj, Stanisław Staszic und die Verfassung von 1791
Adam Jerzy Czartoryski: Für eine Reform der internationalen Ordnung

7. Adam Mickiewicz und die Warschauer Positivisten 
Mickiewicz: Aufständischer und Vermittler zwischen den Kulturen
Die Warschauer Positivisten

8. Tadeusz Kotarbiński als praktischer Philosoph der Lemberg-Warschauer Schule: Radikaler Nominalismus und Ethik
des »verlässlichen Betreuers« 
Die Lemberg-Warschauer Schule
Tadeusz Kotarbiński: Ontologie, Epistemologie und Ethik    
       

9. Henryk Elzenberg: Was ist Kultur? 
Philosophisches Credo
Kritik an den Warschauer Analytikern und Pragmatikern
Kritik an Kotarbiński
»Ich denke, also bin ich« – »Wenn ich denke, existiere ich nicht«
Breite kulturelle Streuung
Ethik
Der Kulturbegriff

Rezensionen

"Das Urteil über dieses sorgfältig edierte Buch (...) fällt nicht schwer. Steffen Huber versteht es, am Beispiel ausgewählter Probleme zentrale Themen der polnischen Geschichte und des polnischen Geisteslebens überzeugend zu analysieren und darzustellen. Durch die konsequente Einbeziehung der europäischen Perspektive und den Vergleich wird es möglich, die Eigenart und Originalität polnischen Denkens gewinnbringend nachzuvollziehen."

zw, in: Aktuelle Ostinformationen 47 (2015), H. 1/2, S. 75-79

 

"H. gelingt es (...), sozialphilosophische Texte aus Mittel- und Osteuropa für ein deutsches Publikum zu erschließen und zu kontextualisieren. Hier liegt die große Stärke des Buches, da Fragestellungen und Denkmuster des 'Westens', insbesondere Deutschlands, aber auch Italiens, Frankreichs und Großbritanniens kunstvoll mit den polnischen Fragestellungen des vermeidlichen 'Ostens' verwoben werden."

Christoph Maisch, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropaforschung 65 (2016), H. 4, S. 609-610