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Band Nr. 18

Vertreibungen europäisch erinnern

Historische Erfahrungen - Vergangenheitspolitik - Zukunftskonzeptionen

Inhalt

Vom 5. bis 7. Dezember 2002 trafen sich im Haus der DeutschBalten in Darmstadt mehr als 40 Wissenschaftler und Experten aus Israel, Kosovo, Serbien und Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, der Slowakei, Tschechien, der Türkei, Ungarn, den USA und Deutschland zu einem internationalen wissenschaftlichen Kolloquium. Auf Einladung des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt und in Zusammenarbeit mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas, Leipzig, sowie dem Historischen Institut der Universität Warschau unternahmen sie eine Bestandsaufnahme unterschiedlicher europäischer Vertreibungskomplexe im 20. Jahrhundert und stellten erste Überlegungen über eine Konzeption eines europäisch ausgerichteten Zentrums gegen Vertreibungen an.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort (S. 9-10)

Karl Schlögel: Nach der Rechthaberei. Umsiedlung und Vertreibung als europäisches Problem (S. 11-43)

Hans Lemberg: Das Jahrhundert der Vertreibungen (S. 44-53)


I. Das Jahrhundert der Vertreibungen. Massenfluchtbewegungen, Vertreibungen, Zwangsumsiedlungen im Europa des 20. Jahrhunderts

Podium 1
Massenflucht, Vertreibungen, "Bevölkerungsaustausch" im und nach dem Ersten Weltkrieg
Moderation: Włodzimierz Borodziej

Fikret Adanır: Die Aufarbeitung der osmanischen Armenierpolitik in der Republik Türkei (S. 59-65)

Richard G. Hovannissian: Expulsion and Genocide: The Armenian Case (S. 66-70)

Holm Sundhaussen: Prolegomena zu einer Geschichte der Vertreibungen und Zwangsumsiedlungen im Balkanraum (S. 71-76)

Diskussion (S. 77-91)

Podium 2
Zwangsmigrationen, Umsiedlungsaktionen, Massenflucht, Vertreibungen im und nach dem Zweiten Weltkrieg
Moderation: Detlef Brandes

Milan Olejník: The Status of Ethnic Germans in Slovakia after World War II (S. 95-101)

Victor Neumann: Erzwungene Auswanderungen (S. 102-109)

Piotr Madajczyk: Formen der Zwangsmigration in Polen 1939-1950 (S. 110-123)

Detlef Brandes: Thesen zur Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei (S. 124-126)

Diskussion (S. 127-137)

Aleksandr Gurjanov: Überblick über die Deportationen der Bevölkerung in der UdSSR in den Jahren 1930-1950 (S. 138-143)

Edita Ivaničková: Die Zwangsmigration auf und aus dem Gebiet der Slowakei Ende der dreißiger und in den vierziger Jahren (S. 144-149)

László Szarka: Ungarn in der Region (S. 150-152)

Zoran Janjetović: Die Vertreibungen auf dem Territorium des ehemaligen Jugoslawien (S. 153-157)

Stefan Troebst: Vom Grammos-Gebirge nach Niederschlesien: Bürgerkriegsflüchtlinge aus Griechenland in Osteuropa und Zentralasien (1946-2002) (S. 158-166)

Diskussion (S. 167-173)

Podium 3
Zwangsmigration, Massenfluchtbewegung und Vertreibungen nach dem Kalten Krieg. Die Politik des "Ethnic Cleansing"
Moderation: Stefan Troebst

Gazmend Pula: Forced Migrations and Mass Expulsions after the Cold War. Ethnic Cleansing as Policy - The Case of Kosovo (S. 177-187)

Sonja Biserko: Politics of "Ethnic Cleansing" (S. 188-193)

Marie-Janine Calic: "Ethnische Säuberungen" in Bosnien-Herzegowina (S. 194-198)

Diskussion (S. 199-202)

Podium 4
Vertreibungen und Umsiedlungen im Europa des 20. Jahrhunderts. Vergleichbarkeit und Einzigartigkeit eines globalen Phänomens
Moderation: Klaus Ziemer

John S. Micgiel: A Plea for a European Perspective (S. 205-207)

Mathias Beer: Umsiedlungen, Deportationen und Vertreibungen im Europa des 20. Jahrhunderts. Einzigartigkeit und Vergleichbarkeit (S. 208-214)

Philipp Ther: Die Ursachen von Zwangsmigrationen im 20. Jahrhundert und das geplante Zentrum gegen Vertreibungen (S. 215-221)

Diskussion (S. 222-230)


II. Gedächtniskultur, Erinnerungspolitik und gemeinsame europäische Zukunft

Podium 5
Gedächtniskultur, Erinnerungspolitik und gemeinsame europäische Zukunft
Moderation: Kazimierz Wóycicki

Hans Koschnick: Die deutsche Erinnerungskultur (S. 235-241)

Kristina Kaiserová: Memoiren - ein Beitrag zur Erinnerungskultur (S. 242-247)

Jiří PeŠek: Thesen (S. 248-250)

Thomas Lutz: Gedächtniskultur, Erinnerungspolitik und gemeinsame europäische Zukunft (S. 251-260)

Krzysztof Ruchniewicz: Die Kultur des Gedächtnisses in Polen, seine Erinnerungspolitik und die gemeinsame europäische Zukunft (S. 261-265)

Diskussion (S. 266-274)

Podium 6
Welche Ziele könnte und sollte ein "Europäisches Zentrum gegen Vertreibungen" verfolgen? Aufgaben, Inhalte, Methoden
Moderation: Dieter Bingen

Adam Krzemiński: Fünf Fragen (S. 277-279)

Gideon Reuveni: Zur Thematisierung des Holocausts (S. 280-282)

Arnulf Baring: Plädoyer für ein deutsches, ein deutsch-polnisches Zentrum - als ersten Schritt! (S. 283-286)

Stefan Laube: Aufgabe, Inhalt und Methoden eines europäischen Zentrums über Flucht und Vertreibung. Umrisse eines Konzepts (S. 287-292)

Matthias Theodor Vogt: Historischer Anspruch und Potential der Europastadt Görlitz/Zgorzelec als möglicher Sitz eines europäischen Zentrums gegen Vertreibungen (S. 293-298)

Diskussion (S. 299-315)


Dieter Bingen, Włodzimierz Borodziej, Stefan Troebst: Denkanstöße (S. 316-318)

Teilnehmer des Kolloquiums (S. 319-320)

Zu den Autoren und Diskussionsteilnehmern (S. 321-326)

Personenverzeichnis (S. 327-328)

Rezensionen

"Gelegentlich mit heißem Herzen, doch mit kühlem Kopf geschrieben, scheinen in diesem Buch grundlegende Streitfragen auf, welche die Debatte künftig bestimmen könnten."
Gerhard Gnauck in: Die Welt vom 6. März 2004

"Doch macht die Lektüre deutlich, dass sowohl die Darstellung des Jahrhundertphänomens Vertreibung als auch die Kommunikation zwischen den überaus unterschiedlichen europäischen Erinnerungskulturen ein komplexes Unterfangen ist. Der Band präsentiert viele offene Fragen und weniger fertige Handlungsanweisungen, wie ein 'europäisches Zentrum gegen Vertreibungen' aussehen könnte. Er ist damit ein authentisches Zeugnis der gegenwärtigen Debatte."
Claudia Kraft in: Archiv für Sozialgeschichte online 44/2004

"Der Band ist zunächst ein Dokument der Selbstreflexion."
Stefan Dietrich in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. Mai 2004

"(...) ist dem Fazit der Herausgeber nur zuzustimmen, dass sich die Vertreibung von mehr als sechzig Millionen Menschen nicht für politische Instrumentalisierung und ethnozentrische Nabelschau eignen. Und es ist genauso richtig, dass eine freie wissenschaftliche Auseinandersetzung in einem der europäischen Erinnerungskultur verpflichtetem Diskurs nötig ist. Dabei muss sich die deutsche Erinnerungskultur in den Rahmen Europas stellen und die übernationalen Werte europäischer Kultur anerkennen. (...)"
Rainer Eckert in: Deutschland Archiv 2004, H. 2, S. 327 f.

"Die Herausgeber verfolgen ausdrücklich neben dem rein wissenschaftlichen auch ein politisch-gesellschaftliches Ziel. Sie wollen einen fundierten Beitrag zu einer Diskussion leisten, die seit 2003 an Vehemenz gewonnen hat und in manchen Medien ins Unsachliche abzugleiten drohte: der Frage, ob und wo ein Zentrum gegen Vertreibungen gegründet werden sollte."
WR in: Zeitschrift für Politikwissenschaft 2/2004, S. 746 f.

"Was diese Publikation (...) bietet, ist eine Zwischenbilanz, wie sich die wissenschaftlich-publizistische Community einen Umgang mit Vertreibungsgeschichte vorstellt."
Frank Golczewski in seiner Sammelbesprechung: Ziemlich weit und doch am Anfang. Zum Stand der Aufarbeitung von Vertreibung, in: Osteuropa 55/2005, H. 2, S. 116-120

"Der Sammelband gibt einen aktuellen Überblick über den Diskussionsstand. (...) Den meisten Beiträgen geht es nicht darum, ein Konzept für eine Gedenkstätte zu erarbeiten, sondern um Darstellung der geschichtlichen Vorgänge und ihr Fortleben in der Erinnerung. Neben die Optik der betroffenen Völker treten neue Sichtweisen, die Problematik zusammenhängend aus europäischer Sicht darstellen."
Martin Holz in: Baltische Studien 90/2004, S. 300

"För att inleda en europeisk diskurs på bred bas ordnade det tysk-polska institutet år 2002 en kongress i Darmstadt, där fyrtio forskare från olika europeiska länder, Israel och USA analyserade fördrivningen vid krigsslutet och satte den i samband med andra tvångsmigrationer i Europas historia."
Barbro Eberan in: Svenska Dagbladed vom 15. März 2005

"Der Tagungsband zur Frage, ob und wie man 'Vertreibungen europäisch erinnern' solle, bringt nicht nur etliche Einzelfall-Informationen für eine europäische Vertreibungsgeschichte im 20. Jahrhundert, sondern führt auch Chancen und Grenzen einer auf Europa und das 'kurze' 20. Jahrhundert beschränkten Deutungsperspektive klar vor Augen – je nach Standpunkt überzeugend oder enttäuschend."
Michael Schwartz in: H-Soz-u-Kult vom 18. Mai 2005 (Zur vollständigen Rezension)

"Auch wenn die Mehrzahl der Tagungsteilnehmer Kritiker der von ihnen als zu national orientiert angesehenen Konzeption des BdV für ein Zentrum gegen Vertreibungen sind, so bieten die dort erreichten (Zwischen-)Ergebnisse dennoch eine gute Ausgangsposition für die weitere, sich hoffentlich immer mehr versachlichende Diskussion. Allen daran Beteiligten ist eine sorgfältige Lektüre dieses gelungenen Bandes anzuraten."
Matthias Stickler in: Das historisch-polititische Buch 53/2005, H. 3

"In many ways, the book under review provides an ideal path into [the] fraught debate. (...) Althought complex and still in its infancy, the history of expulsions is an important story, and this volume introduces the reader to many of the complexities."
Robert L. Nelson in: Slavic Review 65 (2006), H. 1, S. 162 f.

"Der Band sei als zurzeit wohl beste Einführung in die Diskussion um ein 'Zentrum gegen Vertreibungen' empfohlen."
Hans-Jürgen Bömelburg in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 53 (2005), H. 4, S. 570 f.