14.06.2008 , 20:00 Uhr

»Riesig soll mein Theater werden ...«

Gorki Studio Berlin, Hinter dem Gießhaus, 10117 Berlin


Polnische Theaterträume des 20. Jahrhunderts zwischen Theorie und Praxis
Lesung und Buchpäsentation mit Małgorzata Sugiera, Andrej Woron und Mateusz Borowski
Moderation: Peter Oliver Loew

In Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut Berlin

   

Polnisches Theater ist etwas ganz Besonderes. Die Krakauer Theaterwissenschaftler Małgorzata Sugiera und Mateusz Borowski wissen auch warum: Es ist geprägt von der Performativität, also von dem Bemühen, Theaterakteure und Publikum zu einem intensiven Miteinander zu bewegen. Der Regisseur Andrej Woron setzt in der Nachfolge Tadeusz Kantors performatives Theater auf der Bühne um.

Theoretiker und Praktiker im Gespräch – ein spannender Abend zwischen Adam Mickiewicz und der Gegenwart. Anlass ist das Erscheinen der von Małgorzata Sugiera und Mateusz Borowski herausgegebenen Anthologie Theater spielen und denken in der Reihe »Denken und Wissen« des Deutschen Polen-Instituts.

Mateusz Borowski ist Assistent am Lehrstuhl für Dramatische Literatur der Krakauer Jagiellonen-Universität.

Małgorzata Sugiera ist Inhaberin des Lehrstuhls für Dramatische Literatur an der Jagiellonen-Universität in Krakau und beschäftigt sich mit dem modernen europäischen Drama.

Andrej Woron ist Regisseur und war langjähriger Leiter des Berliner »Teatr Kreatur«.


Bericht über die Veranstaltung

Theater spielen und denken. Polnische Texte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Mateusz Borowski und Małgorzata Sugiera. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 2008 (Denken und Wissen. Eine Polnische Bibliothek). ISBN 978-3-518-41974-9.
EUR 38,90 (erscheint im Mai 2008).

Rezensionsexemplare: presse@suhrkamp.de


Theater spielen und denken. Polnische Texte des 20. Jahrhunderts.
Hrsg. v. Mateusz Borowski und Małgorzata Sugiera. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 2008 (Denken und Wissen. Eine Polnische Bibliothek). ISBN 978-3-518-41974-9. EUR 38,90 (erscheint im Mai 2008).
»Riesig soll mein Theater werden ...«
Polnische Theaterträume des 20. Jahrhunderts zwischen Theorie und Praxis
Lesung und Buchpäsentation mit Małgorzata Sugiera, Andrzej Woron und Mateusz Borowski
Moderation: Peter Oliver Loew
Lesung: Leo Solter

Gorki Studio Berlin, 14. Juni 2008, 20 Uhr

In Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut, Berlin


Wieviel Theorie verträgt das Theater? Und sind, anders gewendet, die Regisseure heute genügend theoriebewusst? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich der Regisseur Andrzej Woron sowie die beiden Theaterwissenschaftler Małgorzata Sugiera und Mateusz Borowski bei einer von Peter Oliver Loew moderierten Diskussion am 14. Juni 2008 in Berlin. Anlass war das Erscheinen des neuesten Bandes in der vom DPI herausgegebenen Reihe „Denken und Wissen“, der von Sugiera und Borowski vorbereiteten Anthologie „Theater spielen und denken“.
Auf der Studiobühne des Maxim Gorki-Theaters leitete – vor rund 50 Zuhörern – Leo Solter mit der Lesung eines Gedichtfragments von Stanisław Wyspiański die Buchpräsentation ein, aus dem auch das Motto der Veranstaltung stammte. Über den Abend verstreut las der junge Schauspieler immer wieder Auszüge aus der faszinierend reichhaltigen Anthologie der beiden Krakauer Theaterfachleute. Nach einer kurzen Darstellung der Reihe „Denken und Wissen“ sprachen die Gäste über die Bedeutung von Mickiewicz für das polnische Theater von heute, über Gombrowicz und Kantor, Różewicz und die neuesten Entwicklungen auf den polnischen Bühnen. Während Sugiera und Borowski die besondere Rolle von Performativität in der polnischen Theatertradition hervorhoben, also den Anspruch der Theatermacher, nicht nur etwas zu zeigen, sondern durch die Aufführung – gemeinsam mit dem Publikum – etwas in Bewegung zu setzen, berichtete Andrzej Woron aus seinen Erfahrungen mit den polnischen Klassikern, mit den deutschen Bühnen und der Theorie. Das interessierte Publikum stellte viele Fragen, und am Ende blieb ungewiss, ob sich das polnische nun besonders durch seinen performativen Charakter auszeichnet oder durch den historischen Hintergrund von katholischer Prägung, Adelsgesellschaft und Kriegserfahrungen. Ein runder Abend also rund um ein rundes Buch.