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Foto: Jerry Bauer

10.06.2008 , 20:00 Uhr

Herrn Cogitos Vermächtnis. Eine literarische Hommage an Zbigniew Herbert

Deutsches Polen-Institut Darmstadt, Alexandraweg 28 (Haus Olbrich)

Lesung mit Manfred Mack und Andrzej Kaluza zum Zbigniew-Herbert-Jahr 2008

   

Wer war Zbigniew Herbert? Stoischer Klassizist, Lyriker der historischen Ironie, tragischer und unbeugsamer Schriftsteller oder ein alter Moralist? Es unterliegt keinem Zweifel, dass Zbigniew Herbert ein Dichter außergewöhnlicher ethischer Konsequenz war; in der Kunst und im Leben. Mit seiner vielschichtigen Dichtung versuchte er seinen unüberwindlichen Glauben an die Würde des Menschen zum Ausdruck zu bringen. Er selbst gehörte zu den wenigen polnischen Autoren, die zu keiner Zeit Kompromisse mit der Staatsmacht eingingen, und führte ins Polnische die Formulierung und zugleich das Gebot »Bleib treu und geh« ein.

Ob er in seinem Schaffen antike und mythologische Motive aufgriff, Ausschnitte des polnischen Alltags festhielt oder auf die politische Situation anspielte, die wichtigste Komponente seiner Betrachtungsweise blieb immer die Ironie, zumal ihm sein porte parole – der kritische und weise Herr Cogito – zur Seite stand. Die in den 1970er Jahren geschaffene Figur des melancholischen Herrn Cogito und seine philosophischen Reisen zwischen Kompromisslosigkeit und Zweifel zeigten Herberts Verhältnis zu Ethik, Ästhetik und Macht und stellten die fundamentalen Fragen der menschlichen Existenz. Herrn Cogitos gleichzeitige Ernsthaftigkeit, sein Humor und seine Ironie sind nicht selten Mittel zur Bearbeitung der kollektiven Erfahrungen des grausamen 20. Jahrhunderts, die in Herberts Dichtung einen zentralen Platz einnehmen. 

Zbigniew Herbert (geb. 1924 in Lemberg, gest. 1998 in Warschau),  polnischer Lyriker, Dramatiker, Essayist. Von der Ausbildung her Jurist und Betriebswirt, studierte er auch Polonistik, Philosophie und Kunstgeschichte. Im 2. Weltkrieg nahm er am Widerstandskampf der „Heimatarmee“ teil, in Lemberg erlebte er die sowjetische und deutsche Okkupation. 1950 debütierte er als Lyriker, doch sein erster Gedichtband (Lichtsaite) wurde erst 1956 veröffentlicht. Danach verbrachte er längere Zeit im Ausland – u.a. in Paris, Berlin, Italien, Griechenland. 1981 kehrte er nach Polen zurück und lebte bis zu seinem Tod in Warschau. Herbert ist Preisträger vieler internationaler Auszeichnungen, seine Werke wurden bisher in 35 Sprachen übersetzt. Seine Dichtung wurde von Karl Dedecius ins Deutsche übertragen.

Im Rahmen des Zbigniew-Herbert-Jahres 2008
http://www.herbert2008.pl/

In Zusammenarbeit mit dem Außenministerium der Republik Polen

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