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Lodzermenschen

6.11.2007 , 19:00 Uhr

Stadt im polnischen Film: Lodz / Łódź

vhs Darmstadt, Justus-Liebig-Haus, Große Bachgasse 2

Das gelobte Land (Ziemia obiecana), Polen 1974, DF, R. Andrzej Wajda, 179 Min.

Eintritt: 5 Euro

Im Rahmen des Projekts Jahrbuch Polen 2007 Stadt
In Zusammenarbeit mit der vhs Darmstadt

Ein Film von Regisseur Andrzej Wajda, gedreht 1974 in Polen. Der Film spielt Ende des 19. Jahrhunderts in der aufstrebenden Textilindustriestadt Lodz. Die Stadt, geprägt durch das Zusammenleben von Polen, Deutschen und Juden, ist zum Ort für Industrielle und Spekulanten geworden. In dieser Zeit beschließen der Pole Karol, der Deutsche Maks und der Jude Moryc ebenfalls eine Fabrik zu bauen. Durch Insiderinformationen über die Baumwollbörse, welche Karol von einer Fabrikantenfrau erhält, können sie ein Geschäft abschließen und damit ihr Startkapital entscheidend aufbessern. Die Einweihung der Fabrik geschieht mit den üblichen Festlichkeiten. Allerdings lässt der Fabrikant, dessen Frau ihn mit Karol betrogen hat, an der Fabrik aus Rache Feuer legen und sie brennt vollständig ab. Da die drei Freunde, um Geld zu sparen, keine Versicherung abgeschlossen hatten, stehen sie nun völlig mittellos da.
Die unterschiedlichen Kulturkreise, die damals in der Stadt lebten, werden nicht nur durch die Hauptdarsteller gezeigt, sondern auch durch das Nebengeschehen im Film. Die gelegentliche Verwendung kurzer deutscher Phrasen im eigentlich polnischsprachigen Film deutet den maßgeblichen Einfluss der Deutschen im damaligen Lodz an.
Der Film zeigt den Anfang des Kapitalismus und die dabei auftretenden sozialen Konflikte und Gegensätze. Während die Fabrikanten in Luxus schwelgen, leben die Fabrikarbeiter in Armut. Einziger Wert für die Fabrikanten ist die Vermehrung ihres Gewinnes und die Repräsentation des eigenen Vermögens. Gleich zu Beginn des Films werden die harten Arbeitsbedingungen und die Konzentration auf Profit deutlich. Der Angestellte von Horn versucht einer Witwe, die ihren Mann bei einem Betriebsunfall in der Fabrik von Buchholtz verloren hat, zu helfen und wird dafür vom Fabrikdirektor Karol Borowiecki zurechtgewiesen. Von Horn antwortet, er sei keine Maschine, sondern ein Mensch („Nie jestem maszyną, a człowiekiem“) beantwortet Borowiecki mit Zu Hause, aber in der Fabrik ist ihre Menschlichkeit nicht erforderlich. („Domu, a w fabryce nie wymaga się od pana człowieczeństwa“). In einer späteren Szene kommt Borowiecki zu einem Arbeitsunfall, bei welchem ein Arbeiter seinen Arm verliert und möglicherweise tot ist. Seine Reaktion ist ein kurzes Zögern und dann die Aufforderung an die Arbeiter An die Maschinen („Do maszyn“).