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Agnieszka Grochowska

23.10.2007 , 19:00 Uhr

Stadt im polnischen Film: Warschau

vhs Darmstadt, Justus-Liebeig-Haus, Große Bachgasse 2

Warschau (Warszawa), Polen 2003, OmU, R.: Dariusz Gajewski, 104 Min.

Eintritt: 5 Euro

Im Rahmen des Projekts Jahrbuch Polen 2007 Stadt
In Zusammenarbeit mit der vhs Darmstadt


Die in der Gegenwart spielende Geschichte schildert in mehreren Handlungssträngen 18 Stunden im Leben von vier einander unbekannten Menschen. Sie alle sind an diesem kalten Wintertag nach Warschau gekommen, um ihr Leben zu verändern, um einen Platz in jener geheimnisvollen, schwer beschreibbaren Metropole zu finden. Ihre Wege werden sich kreuzen, und diese Begegnungen werden ihr Leben für immer verändern. Klara ist nach Warschau gekommen um mit ihrem Freund zusammenzuziehen. Pawel sucht Arbeit. Wiktoria trifft sich mit einem Fremden, der sie in dubiose Geschäfte verwickelt. Ein Vater sucht seine Tochter, die in die Hauptstadt kam um zu studieren, doch schon seit Monaten kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat. Daneben tauchen eine ganze Reihe von Nebenfiguren auf, die allesamt ein wenig wunderlich und auf eine gewisse Weise verloren wirken, dabei jedoch überaus sympathisch sind. Der im Film geschilderte Wintertag wird einige Protagonisten der Erfüllung ihrer Wünsche näher bringen, anderen wird er unerwartete Einsichten über sich selbst bescheren. Und auch Warschau wird sich am Ende nicht als Großstadtmoloch präsentieren, sondern als eine Stadt, die, wie es in einem alten Schlager heißt, sich durchaus mögen lässt.

„Gajewski versucht eine Brücke zu schlagen zwischen den großen Ereignissen der Vergangenheit und den scheinbar kleinen Ereignissen im Leben einiger heutiger Jugendlicher, für die ‚Verlorenheit’ das Schlüsselwort ist. Neben den Richtstätten der Vergangenheit geschehen Dinge, die keineswegs unwichtig sind, sondern nur einen anderen Maßstab haben. Auch das Kleine ist wichtig. Damals wie heute geht es um jemandes Leben, um Freiheit, um Aufrichtigkeit und um Hoffnung. – Das ist nicht die Zeit für große Dinge – sagt einer der Helden des Films. Auch WARSZAWA / WARSCHAU ist kein ‚großes Ding’. Aber mich hat er überzeugt. Als ein Film mit einer interessanten Konzeption und einer Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann.“ (Tadeusz Sobolewski, „Gazeta Wyborcza“)

„‚Warszawa / Warschau’ ist kein ‚Manhattan’ und auch kein ‚Lisbon Story’, das sicher nicht. Aber ein paar witzige und intelligente Dialoge findet man hier ohne Probleme. Darüber hinaus gibt es einige Szenen, die noch lange unter den Augenlidern bleiben, wie zum Beispiel Wiktorias Flamenco-Übungen an einer verschneiten Bushaltestelle vor der Warschauer Zitadelle (…) Und selbstverständlich die Giraffe, die Gajewskis schönen, aus kleinen Anekdoten, aus Illusionen und Ernüchterungen zusammengesetzten Traum von Warschau in surrealistische Anführungszeichen setzt.“ (Lech Kurpiewski, celuloid.pl)

Darsteller: Agnieszka Grochowska (Klara), Lukasz Garlicki (Pawel Nowak), Dominika Ostalowska (Wiktoria), Lech Mackiewicz (Andrzej), Slawomir Orzechowski („Ela Golebiewskas“ Papa), Andrzej Szenajch (ein Veteran des Warschauer Aufstands), Witold Wielinski (Misio), Bartosz Zukowski (Rysio, Misios Kumpel), Jack Recknitz (Karl)

Der Film erhielt den Grossen Preis für den besten Film sowie die Preise für die beste Regie, das beste Drehbuch, den besten Schnitt und die beste weibliche Nebenrolle (Dominika Ostalowska) auf dem POLNISCHEN SPIELFILMFESTIVAL in Gdynia, 2003.