30.10.2008 , 19:00 Uhr

Wie modern ist Polen?

Friedrich Meinecke Institut, Koserstr. 20, Berlin

Ein Gespräch mit Jerzy Jedlicki und Jürgen Kocka
Moderation: Peter Oliver Loew

Eine gemeinsame Veranstaltung des Zentrums für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, der Freien Universität Berlin und des Deutschen Polen-Instituts

Polen ist in den vergangenen Jahren erneut als konservative Hochburg Europas bekannt geworden: Europaskepsis, katholischer Fundamentalismus und antimodernes Misstrauen schienen an der Weichsel wieder eine Heimstatt gefunden zu haben. Dafür standen die »Vierte Republik« der Zwillinge Kaczyński oder auch Polens Teilnahme am Irak-Krieg. Die kulturellen Grundmuster jedoch sind älter – Angst vor Überfremdung und Kampf gegen die »Ausländerei« gab es schon vor vierhundert Jahren. Doch war und ist Polen eigentlich ein Einzelfall? Haben nicht auch Deutschland, England und andere Nationen ihr antimodernes Potential? Über Polens Platz in der modernen Welt sprechen der polnische Ideenhistoriker Jerzy Jedlicki und der deutsche Sozialhistoriker Jürgen Kocka.

Jerzy Jedlicki, Jahrgang 1930, ist Ideen- und Sozialhistoriker. Seit den 1950er Jahren arbeitet er am Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften, wo er bis zu seiner Emeritierung die Abteilung Geschichte der Intelligenz leitete. Jedlicki nimmt immer wieder zu wichtigen politischen und kulturellen Debatten Polens Stellung, u. a. als Mitbegründer des Vereins Otwarta Rzeczpospolita (Offene Republik), die gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus im öffentlichen Leben kämpft. 2007 erschien in der Reihe Denken und Wissen. Eine Polnische Bibliothek, die vom Deutschen Polen-Institut im Suhrkamp Verlag herausgegeben wird, von Jerzy Jedlicki, Die entartete Welt. Die Kritiker der Moderne, ihre Ängste und Urteile.

Jürgen Kocka, Jahrgang 1941, ist Sozialhistoriker, ehemaliger Präsident des Internationalem Komitees der historischen Wissenschaften (2000-2005) und Professor an der Freien Universität Berlin. Bis 2007 leitete er das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Seit 2007 ist er Vizepräsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Zugleich ist er Mitbegründer und Direktor des Berliner Kollegs für Vergleichende Geschichte Europas.

Peter Oliver Loew, Jahrgang 1967, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Polen Institut Darmstadt, Historiker und Übersetzer.

Die Diskussion wird konsekutiv übersetzt.
Im Anschluss an die Diskussion findet ein kleiner Empfang statt